KRIEG IN DER UKRAINE
24. FEBRUAR 2022 UND DIE FOLGENDEN WOCHEN
Start des ersten Factfinding-Teams
Nach Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar 2022 war für AoG sofort klar, dass geholfen werden muss. Vom ersten Tag an gingen unzählige Anrufe und Mails sowohl in der Geschäftsstelle als auch beim eigens gegründeten Ukraine-Koordinationsteam ein. Nach kurzer Zeit startete das erste Factfinding-Team nach Rumänien, um sich an den Grenzübergängen zur Ukraine ein Bild von der Flüchtlingssituation zu machen. Die erste Anlaufstelle war Issacea im Osten Rumäniens, wo die Menschen die Ukraine nur mit der Fähre über die Donau verlassen konnten. In den folgenden Tagen wurden weitere Grenzübergänge sowohl zur Ukraine als auch zu Moldawien aufgesucht und die Flüchtlingssituation mit lokalen Behörden und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in Rumänien besprochen. Es zeigte sich sehr schnell, dass ein Großteil der Ukrainer:innen Rumänien als Transitland nutzten und ihre Flucht in den Süden und Westen Europas fortsetzten. In den folgenden Wochen gelang es den AoG-Einsatzkräften, Kooperationen mit rumänischen Apotheken und einem Logistikpartner in Cluj zu schließen, wodurch Anfragen aus der Ukraine auch direkt aus Rumänien beliefert werden konnten.
MÄRZ 2022
Reise nach polen
Nachdem bereits gemeinsame Hilfslieferungen mit polnischen NGOs in die Ukraine umgesetzt wurden, startete AoG im März 22 eine Factfinding-Reise nach Polen. Auch hier war das Ziel, ein Bild von der Lage an den Grenzübergängen zur Ukraine zu bekommen und eine mögliche Zusammenarbeit in einem internationalen Arzneimittel-Hub zu bewerten. Die ukrainische Botschaft in Berlin hatte AoG darum gebeten. Neben einem Besuch der deutschen Botschaft in Warschau, der aufgrund einer Bombendrohung verlegt werden musste, fand ein enger Austausch mit medizinischen Einrichtungen und weiteren NGOs statt. Von Seiten der polnischen Behörden war keine Zusammenarbeit erwünscht, die Hilfe für die Geflüchteten war von polnischen und internationalen NGOs sowie staatlichen Institutionen gut organisiert.
DIE ERSTEN 3 MONATE
Hilfslieferungen aus Deutschland
Das vorrangig in Deutschland tätige ehrenamtliche Koordinationsteam leistete in der Zeit von Ende Februar bis Ende April 2022 zusammen mit vielen weiteren ehrenamtlichen Helfenden ebenfalls großartige Arbeit. Die Regionalgruppen, z.B. aus Berlin, Rhein-Main, München, Greifswald und Freiburg organisierten viele Hilfslieferungen und engagierten sich in der Flüchtlingshilfe. In den ersten drei Monaten des Krieges konnten so bereits knapp 100 bedarfsgerechte Hilfslieferungen von Medikamenten und medizinischen Verbrauchsmaterialien, auch dank der tollen Unterstützung durch pharmazeutische Großhändler, Apotheken und Krankenhäusern koordiniert und in die Ukraine gebracht werden.
DIE ZEIT DANACH BIS HEUTE
Das Team wird Aufgestockt
Da dieses Pensum an Arbeit nicht dauerhaft und ausschließlich durch ehrenamtliche Arbeit gestemmt werden konnte, wurden im Laufe des Jahres 2022 mit Andreas Portugal, Margarethe Zinser und Dr. Martina Gerhardt drei Stellen für hauptamtliche Projektkoordinator:innen geschaffen, welche alle durch Apotheker:innen besetzt wurden. Dieses Team installierte Standards für die Hilfslieferungen und baute stabile Partnerschaften zu anderen Institutionen auf. So war es möglich, langfristig die zur Verfügung stehenden Ressourcen effizient zu nutzen, um trotz der durch den Krieg entstandenen Versorgungslücken in der Ukraine die Behandlung vieler Menschen mit lebensnotwendigen Medikamenten zu gewährleisten. Die Lage vor Ort und somit auch der Bedarf ändern sich nahezu täglich und hängen stark von den Jahreszeiten, Witterungsbedingungen sowie den ausgeübten Kampfhandlungen ab. Seit Kriegsbeginn wurden etwa 180 Hilfslieferungen koordiniert und die Hilfe dauert weiter an. Die hauptamtliche Projektkoordinatorin Dr. Martina Gerhardt aus Berlin kümmert sich überwiegend um die Anfragen. [Stand Herbst 2023]
Februar 2024
AoG weiterhin aktiv
Auch zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine setzt AoG seine Hilfslieferungen mit Arzneimitteln und medizinischen Verbrauchsmaterialien fort. Bedarfsgerecht wurden in den letzten Monaten sowohl Kliniken in verschiedenen Teilen des Landes (u.a. Dnipro, Isjum, Kyiv, Lviv, Odessa, Rivne) als auch Hausarztpraxen und mobile Rettungseinheiten mit essenziellen Medikamenten versorgt. Damit wurde die Aufrechterhaltung der zivilen Gesundheitsversorgung, vor allem auch in abgelegenen Regionen, gestärkt. Neben Arzneimitteln zur akuten Infektions‑, Schmerz- und Traumabehandlung ist auch die Nachfrage nach Medikamenten zur Behandlung chronischer Erkrankungen und spezifischer Krankheitsmuster wie beispielsweise Epilepsie oder Krebs gestiegen.
Die beiden hauptamtlichen Koordinator:innen Dr. Martina Gerhardt und Max Haselbach konnten die bestehende Zusammenarbeit mit deutschen und ukrainischen Partnerorganisationen weiter ausbauen. So können über das international übergreifende Netzwerk kontinuierlich belastbare Informationen zur Entwicklung der Lage vor Ort und der dynamischen Verschiebung von Bedarfen an pharmazeutischen Hilfsgütern eingeholt und die Lieferungen noch besser an diese angepasst werden. Die Organisation von verlässlichen und in regelmäßigen Intervallen wiederkehrenden Arzneimitteltransporten gibt den Kliniken größere Planungssicherheit. Dadurch entsteht zudem die Möglichkeit einer gezielteren, bedarfsgerechteren Verwendung der gelieferten Medikamente. Daneben reagiert AoG auch weiterhin auf akut auftretende Versorgungslücken mit kurzfristigen Hilfslieferungen.
Da eine Entspannung der kritischen Versorgungslage mit Arzneimitteln in der Ukraine aktuell nicht absehbar ist, wird AoG auch im dritten Jahr des Krieges die Nothilfe mit unveränderter Entschlossenheit fortsetzen, um die Gesundheitsversorgung der Menschen vor Ort abzusichern!
Mehr zu unserem Ukraineprojekt erfahren Sie auf unserer Länderseite:
Mehr Transparenz bei Spenden
Als Unterzeichnende der Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ) haben wir uns dazu verpflichtet, 10 Punkte zu veröffentlichen, die es Ihnen ermöglichen, unsere Glaubwürdigkeit und unsere Mission zu überprüfen. Lesen Sie hier mehr dazu.
Keine Arzneimittel spenden
Uns erreichen viele Anfragen, ob man auch alte Arzneimittel spenden oder Sammlungen organisieren soll. Grundsätzlich ist das nicht sinnvoll. Lesen Sie hier mehr dazu.